60 Jahre Geldmengenwachstum


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60 Jahre Währungsreform -
60 Jahre Geldmengenwachstum

19.06.2008 1. Haben Sie sich schon einmal gefragt, wie viel Geld Sie in diesem Moment haben müssten, wenn Sie eine (für Deutschland) mittlere Geldmenge besitzen wollten? Gerade die Diskussionen um das Schwinden der Mittelschicht fordert diese Frage heraus. Denn wer Mittelschicht sein will, so lässt sich behaupten, der muss (u. a.) eine mittlere Kaufkraft, also eine mittlere Menge Geld besitzen.

Wie hoch ist nun aber eine mittlere Kaufkraft bzw. Geldmenge? Die Deutsche Bundesbank weiß ziemlich genau, wie viel Geld in Deutschland vorhanden ist. Sie nennt die Menge des Geldes, das unmittelbar als Zahlungsmittel dienen können, die Geldmenge M1. Es handelt sich dabei um Bargeld (jedoch ohne die Kassenbestände der Kreditinstitute) und um die Guthaben (!) bei Kreditinstituten auf Girokonten und auf Tagesgeldkonten. Bei der sogenannten Geldmenge M2 sind außerdem Termin- und Spargelder und bei der Geldmenge M3 zusätzlich  weitere nicht ins Gewicht fallende Geldinstrumente hinzugerechnet. Wir bleiben aber mal bei M1. Die Deutsche Bundesbank sammelt die ständigen Meldungen der Kreditinstitute hierzu und veröffentlicht ihr Wissen jeden Monat in ihren "Monatsberichten". Nach dem neuesten "Monatsbericht März 2008"  betrug die Geldmenge M1 im Januar 2008 960,6 Mrd. €.

Man könnte zur Ermittlung der mittleren Kaufkraft jetzt zwar mit der Bevölkerungszahl in Deutschland rechnen (zuletzt 82.314.900). Es macht aber wenig Sinn, Säuglinge und Kinder mitzurechnen. Rechnen wir daher lieber mit der Zahl der Haushalte in Deutschland. Die liegt nach Angaben des Statistischen Bundesamtes in Deutschland bei 39.767.000. Die Geldmenge geteilt durch die Zahl der Haushalte ergibt somit die durchschnittliche Kaufkraft pro Haushalt, sie beträgt danach 24.086 €.

Nun werden Sie einwenden, dass es ja auch Staat, Kommunen und eine Unzahl von Unternehmen (allesamt juristische Personen) gibt, die man nicht einfach unterschlagen könne. Klar gibt es diese juristischen Personen. Aber die gehören ja letztlich irgendwelchen natürlichen Personen, sodass auch das Geld der juristischen Personen letztlich der jeweiligen natürlichen Person gehört — das gilt selbst in Bezug auf Staat und Kommunen. Bei Letzteren ist auch zu bedenken, dass die sich angesichts ihrer erdrückenden Verschuldung ohnehin keine nennenswerten Geldbestände leisten. (Im März 2007 wurde erstmals das "Finanzvermögen des Staatssektors" bekannt gegeben. Vater Staat besaß Ende 2005 ca. 58 Mrd. €, also etwa 1482 € pro Haushalt oder 704 € pro Einwohner, obsolet: http://www.destatis.de/...p1140061.htm, für 2008: http://www.destatis.de/.../2009/12/PD09__484__714).

Wenn Sie Termin- und Spargelder mitrechnen wollen, dann müssen wir nach der Geldmenge M3 schauen. Die lag im Januar 2008 bei 2.039,3 Mrd. €, sodass der mittlere Betrag pro Haushalt bei 51.281 € liegt.

(Aktuelle Zahlen erhalten Sie übrigens in der Datei unter www.kiwifo.de/geldmengenwachstum.xlsx sowie monatlich mit unserem Newsletter.)

2. Diese Betrachtung ist aus drei Gründen für die breite Öffentlichkeit ungewohnt.

Zum ersten sind wir es gewohnt, bei der Betrachtung von Arm und Reich, von Mittelschicht, Ober- und Unterschicht usw. nach dem gesamten Vermögen zu schauen und nicht nur auf einen Geldbetrag. Deshalb erscheint ein Betrag von 24.000 € bzw. 51.000 € beim ersten Blick sehr niedrig, beim zweiten Blick, wenn man verstanden hat, dass es nur ein bestimmter, aktueller Geldbetrag ist, aber sehr hoch.

Zum zweiten denken wir bei "durchschnittlichen" Geldbeträgen in der Größe von 24.000 € bzw. 51.000 € schnell an ein Jahreseinkommen (oder Monatseinkommen?), aber nicht an das aktuell vorhandene Geld.

Dies hat - drittens - seinen Grund darin, dass wir normalerweise nicht wissen und nicht ahnen, wie rasant die Geldmenge in den letzten vier, fünf Jahrzehnten in Deutschland gewachsen ist. Intuitiv haben die meisten die Vorstellung, dass die Menge des Geldes gleich bleibt oder dass sie allenfalls an das Sozialprodukt, an die Inflation oder gar an die Bevölkerungszahl angepasst wird. In Wirklichkeit ist die Geldmenge M3 seit der Währungsreform 1948 um durchschnittlich 10% jährlich gewachsen, also viel viel schneller als jedes der vorgenannten Kriterien.

3. Morgen vor 60 Jahren, am 20. Juni 1948, trat das Währungsgesetz in Kraft, wonach "mit Wirkung vom 21. Juni 1948  ... die Deutsche-Mark-Währung" galt (Einzelheiten dazu Deutsche Bundesbank, Monatsbericht März 2002, S. 20 ff. unter https://www.bundesbank.de/resource/blob/692054/bf061a24e00f4f560e383f567585343b/mL/2002-03-monatsbericht-data.pdf). Damals wurden ca. 13 Mrd. DM neues Geld im Sinne von M3 geschaffen (aaO S. 21). Ludwig Erhard wollte, wie er 1957 schrieb, eine “breitgeschichtete Massenkaufkraft” schaffen, was mit der Währungsreform in jeder Hinsicht eingeleitet wurde.

Heute (nach dem Stand vom Mai 2008) liegt die Geldmenge M3 bei  2.099,619 Mrd. €, wenn man, wie früher üblich, das umlaufende Bargeld mitrechnet (http://www.bundesbank.de/...TXI300 und http://www.bundesbank.de/...TXI303). Das entspricht  4.106,498 Mrd. DM. Von einer “breitgeschichteten Massenkaufkraft” sind wir heute meilenweit entfernt.

Aus den beiden Eckzahlen ergibt sich eine durchschnittliche Steigerung der Geldmenge M3 von knapp über 10% jährlich!

4. Zur Währungsreform 1948 erhielt jeder ein "Kopfgeld" von 40 DM und dann noch eines von 20 DM. Mit der Währungsreform wurde eine Geldmenge (im Sinne von M3) von etwa 13 Mrd. DM geschaffen. Die Bevölkerungszahl betrug etwa 51 Mio. Menschen.

Heute liegt M3 wie gesagt bei 2.099,619 Mrd. €. Wenn es 1948 für jeden ein "Kopfgeld" von 40 DM + 20 DM = 60 DM gab, so war das so, als hätte heute jeder ein "Kopfgeld" von 6.003,99 €.

Die Rechnung:

51 Mio. Menschen x 2.099,619 Mrd. €
     60 DM x ------------------------------------- = 6.003,99 €
13 Mrd. DM x 82,3159 Mio. Menschen

Dies entspricht ungeachtet des Wechsels des Währungszeichens dem Faktor 100! 60 DM damals sind 6000 € heute: Wer damals also 60 DM Bargeld in der Tasche hatte, müsste heute, wenn er richtig gewirtschaftet hätte, 6.000 € Bargeld in der Tasche haben.

Oder anders ausgedrückt:

Eine Digitalkamera, die heute z. B. 69,- € kostet, hätte nach dieser Rechnung damals 69 Pfennige gekostet! Ein Auto, das heute 30.000 € kostet, hätte damals 300 DM gekostet!

Umgekehrt gerechnet:

Die “Bruttostundenverdienste aller Arbeiter” lagen im Juni 1948 bei 0,99 DM und im Dezember 1948 bei 1,13 DM (Ludwig Erhard, Wohlstand für alle, 8. Aufl. 1964, S. 33). Hätte die Lohnentwicklung mit der Kaufkraftentwicklung (= Geldmengenwachstum) schrittgehalten, so lägen die Bruttostundenlöhne aller Arbeiter heute bei 99 € bzw. 113 €!

(Aktuelle Berechnungen im Newsletter)

5. Wir sind nun nicht gewohnt, den uns persönlich zur Verfügung stehenden Geldbetrag mit dem der anderen zu vergleichen. Wir vergleichen allenfalls unsere Wohnungen, unsere Fahrräder, Motorräder oder Autos, unsere Kleidung, unsere Kücheneinrichtungen. Wir vergleichen auch unsere "Einkommen". Aber wir vergleichen nicht unsere "Geldbestände". Wir vergleichen sie nicht mit den von anderen und - was dem gleich kommt - nicht mit der gesamten in Deutschland vorhandenen Geldmenge. Daher merken wir von dem enormen Geldmengenwachstum von 10% jährlich nichts, und wir merken nicht, dass, wenn wir unser Einkommen jährlich nicht ebenfalls um 10% steigern, wir gegenüber der Gesamtheit verlieren. Das ist auch deshalb verständlich, weil diese Gesamtheit zu 99% aus Leuten besteht, denen es genauso geht wie uns. Und nur am Rand bemerken wir, dass vielleicht 1% enorme "Geldzuwächse" haben.

Rechenaufgaben:

  1. Wenn die Geldmenge um 10% wächst und 99% der Leute einen Geldmengenzuwachs von nur 1% haben, wie viel Zuwachs hat das restliche Prozent der Leute, wobei unterstellt sei, dass alle am Anfang gleich viel Geld hatten?
  2. Wie ist es, wenn man das Ergebnis der vorigen Rechnung als Geld-Anfangsbestände für eine weitere Berechnung im zweiten Jahr nimmt?
  3. Wie ist es, wenn man diese Rechnung für 60 Jahre (also 60 mal) ausführt, wobei Endbestände der vorangegangenen Rechnung der Anfangsbestand der neuen Rechnung sind?

Lösungen in Tabelle 5 unter www.kiwifo.de/geldmengenwachstum.xlsx

Das Heimtückische ist also, dass wir unseren Verlust an Kaufkraft, also an unserem Anteil an der vorhandenen Geldmenge, nicht bemerken und dass wir deshalb seelenruhig unseren Alltagsgeschäften nachgehen. Preissteigerungen beunruhigen uns und lassen uns aktiv bis rebellisch werden. Lohnerhöhungen lassen Unternehmer aktiv bis rebellisch werden. Aber der Umstand, dass die Geldmenge Jahr für Jahr "an uns vorbei wächst" und unser gewohntes Einkommen deshalb immer weniger gesamtwirtschaftliche Bedeutung hat, beunruhigt uns nicht und macht uns schon gar nicht rebellisch.

 


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Zur Erklärung anklicken!

Die Beträge hier links stellen keine Monats- oder Jahreseinkommen dar, sondern das aktuell in dieser Sekunde in Deutschland vorhandene Geld (M1 pro Haushalt).

Vergleichen Sie mit Ihrem eigenen Geldbesitz (Bargeld, Giro- und Tagesgeldkonten)!

Sparguthaben und Festgelder, erst recht andere Ver- mögenswerte sind hier nicht inbegriffen.

Ein Bruttomonats-
einkommen entspricht in einer gesunden Volkswirtschaft etwa dem Doppelten dieser Beträge.

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